Als Anfang des Jahres ein Märchenonkel namens Correctiv ein kleines Privattreffen in Potsdam zur staatsgefährdenden Geheimkonferenz hochgeschrieben hatte, erlebte das bis dahin nahezu unbekannte Wörtchen Remigration eine beispiellose Karriere. Gemäß Correctiv-Drehbuch sollte eigentlich das ausgestorbene Wort Deportation wiederbelebt werden, doch das war in Potsdam einfach nicht gefallen und auch ein Herbeischreiben verhalf nicht zum Erfolg, sondern nur zum endgültigen Verruf von Correctiv. Nun arbeitete sich die Journaille eben statt dessen an Remigration ab. Die Kür zum Unwort des Jahres öffnete dem Wort das Tor zur Welt der Prominenz.
Das „Sachgebiet Remigration“ innerhalb der Rostocker Stadtverwaltung wurde daraufhin eiligst umbenannt, um den neuen Glanz des aufstrebenden Begriffs nicht mit profaner Sachlichkeit zu beschädigen. Bis dahin erklärte das Rostocker Rathaus die Bedeutung des Begriffs Remigration so, wie er auch in Potsdam verwendet wurde:
Bereits seit 2017 verwende die Verwaltung den Begriff, hieß es aus dem Rathaus. Darunter seien freiwillige Rückkehrangebote wie auch Abschiebungen von ausreisepflichtigen Ausländern zusammengefaßt.
Heute lässt sich der schillernde Ausdruck nicht mehr klein reden: Die AfD widmet ihm eine eigene Seite auf ihrer Website, der altenative Fernsehsender AUF1 dreht ganze drei Videos über ihn, die patriotische Bewegung ehrt ihn mit der Domain remigration.jetzt und auch Alice Weidel kommt nicht umhin, verbündete Parteien im Ausland über ihn zu unterrichten:
Dasselbe gilt für das deutsche Wort „Remigration“, das lediglich die Anwendung der in Deutschland bestehenden Gesetze bedeutet und bei uns auch mit der Hilfe vor Ort in den Herkunftsländern verbunden ist.
Wir gratulieren dem Begriff Remigration zu seiner neuen Bekanntheit und wünschen ihm durchschlagenden Erfolg für seine künftige Umsetzung.